432Hz Musik – der göttliche Ton?
Seit einigen Jahren wird in der musikalischen und der esoterischen Szene vermehrt über sogenannte 432Hz Musik diskutiert. Einige Menschen schreiben dieser Art der Musik besondere heilende Kräfte zu, andere finden den wissenschaftlichen und musikalischen Aspekt daran interessant. Hier schaffen wir einen einfachen Überblick über dieses durchaus kontroverse und komplizierte Thema.
Zuerst gibt es 432Hz Musik zu hören
Im Netz findet man eine Vielzahl an Musik, die in der 432 Hertz Stimmung komponiert ist. Besonders oft scheint die harmonische Methodik für die Meditation genutzt zu werden.
Hier ein Klangbeispiel für 432Hz Musik:
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Um sich der Thematik des 432 Hertz-Tunings zu nähern, wollen wir vorab einige Begriffe erklären:
1. Hz (Hertz)
Hz ist das Einheitssymbol für die physikalische Größe Frequenz und gibt die Anzahl sich wiederholender Vorgänge (z. B. Schwingungen oder Impulse) pro Sekunde an. Die Einheit wurde 1930 nach dem deutschen Physiker Heinrich Hertz benannt. Der Hörbereich des Menschen liegt z. B. im Frequenzbereich zwischen 16 Hz bis 20.000 Hz.
2. Der Kammerton
Der Kammerton ist die Tonhöhe, bzw. der Bezugston, von dem aus alle anderen Töne z. B. eines Instruments gestimmt werden. Für die einheitliche Stimmung nutzen Musiker oder ChorleiterIn z.B. Flöten oder Stimmgabeln in der jeweiligen Kammertonhöhe. Die Stimmgabel wurde 1711 von John Shore erfunden.
Wenn man von 432Hz Musik spricht, ist Musik gemeint, die nach dem Kammerton A auf 432Hz gestimmt ist. In der westlichen Musik stimmt man den Ton A, seit 1939 einheitlich auf die Tonhöhe von 440Hz.
3. Die Oktave
Als Oktave (lateinisch octava ‚die achte‘) wird in der Musik ein Intervall, der Abstand zwischen acht Tönen einer Tonleiter bezeichnet. Ein Beispiel einer Tonleiter könnte z. B. die C-Dur Tonleiter sein. Sie beginnt mit dem Ton C1 und endet mit dem eine Oktave (8 Tonschritte) höher liegenden C2: c, d, e, f, g, a, h, c. Das Frequenzverhältnis zwischen dem tiefem C und dem hohen C2 ist dabei exakt 1:2.
432Hz Musik für den Powernap
Die Geschichte des Kammertons
Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es keinen einheitlichen Stimmton, bzw. Kammerton. Je nach Region oder Art der Musik wurde eine individuelle Kammertonhöhe verwendet. Allgemein gesprochen lag der Kammerton oftmals tiefer als die heute üblichen 440Hz. Das dadurch entstehende tiefere Klangbild wird von vielen Personen als angenehmer und natürlicher empfunden.
In Indien, der Wiege vieler meditativer Praktiken und des Yoga, ist die 432Hz-Stimmung seit vielen Jahrhunderten Tradition. Angeblich komponierten auch Mozart und Verdi ihre Werke mit einem Kammerton auf 432Hz – Stücke, die heute oft als besonders konzentrationsfördernd, harmonisch oder entspannend gelten.
Seit 1939 wurde der in vielen Ländern gültige Standard-Kammerton A1 auf 440 Hz festgelegt. In vielen Orchestern ist eine Stimmung auf 443 Hz üblich. Eine Übersicht über die Stimmung von Orchestern gibt es hier.
Der Ursprung des 432Hz Kammertons liegt zwischen Sonne & Erde
Der Ursprung der 432Hz Stimmung liegt in der Beschäftigung einiger Menschen mit den sogenannten Planetenklängen und Planetenschwingungen. Hierbei geht es darum die Umlaufbahnen der Planeten in Frequenzen umzuwandeln und diese mit den Frequenzen von Tönen gleichzusetzen. Da die Frequenzen eines Umlaufzykluses außerhalb des menschlichen Hörvermögens liegen, werden sie solange um jeweils eine Oktave erhöht, bis ein für das menschliche Ohr gut wahrnehmbarer Ton entsteht.
Bereits in der Antike wurden Planetenklänge und Planetenschwingungen u. a. von dem Philosophen Pythagoras erforscht und unter dem Begriff Sphärenharmonie beschrieben. Für ihn und seine Anhänger beruhte die irdische Musik auf Zahlen und war eine Nachbildung der „himmlischen“ Musik.
Im 16. Jhr. veröffentlichte der Physiker, Mathematiker, Theologe und Astronom Johannes Kepler in seinem Werk „Harmonices Mundi“ (Harmonik der Welt) Gesetzmäßigkeiten für die Berechnungen der Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne (die Keplerschen Gesetze). Für den Theologen lag in seinen Gesetzen die Enthüllung einer musikalischen und göttlichen Harmonie.
Das „Harmonische Weltbild“ in der Neuzeit
In den späten 70er Jahren war es der Mathematiker und Musikwissenschaftler Hans Cousto, der in seinen Berechnungen der „harmonikalen Kammertöne“ die Theorie der Spährenharmonik weiter entwickelte. Wie seine Vorgänger berechnete er die Frequenz der Schwingung der Erde um die Sonne innerhalb eines Jahres und setzte sie mit der Frequenz von Tönen gleich. Der sogenannte Jahreston der Erde entspräche dann mit einer Frequenz von 0,0000000316875412 Hz (Berechnung siehe unten) dem Ton Cis. Diese niedrige Frequenz ist für das menschliche Ohr nicht hörbar. Ab der 30. Oktave kommt man in den hörbaren Bereich. In der 32. Oktave liegt die Frequenz dann bei 136 Hz.
Als esoterisch und interkulturell stark interessierter Mensch sah Cousto eine Übereinstimmung dieser Frequenz mit der traditionellen indischen Musik. Beispiele hierfür sind z. B. die Grundstimmung des indischen Saiteninstruments Sitar (136 Hertz). Auch das tibetische, heilige OM wird in dieser Tonhöhe intoniert.
Coustos Planetenfrequenzen gelten heute als Standard für in Planetentönen gestimmte Klangschalen, Gongs, Musikinstrumente oder Planeten-Stimmgabeln.
Die Berechnung des Jahrestons als Basis des 432 Hz Kammertons
Für alle, die die rechnerische Grundlage zur Ermittlung des 432Hz Kammertons sehen wollen, ist sie hier noch einmal schrittweise dargestellt.
1. Schritt: Umrechnung der Umlaufzeit in Sekunden
Da die Schwingung in Hertz, also Schwingung pro Sekunde gemessen wird, rechnen wir die Umlaufzeit der Erde um die Sonne in Sekunden um.
= von 365,2563 Tage * 24 Stunden * 60 Minuten * 60 Sekunden
= 31558144,32 Sekunden
2. Schritt: Frequenzberechnung
Die physikalische Formel zur Errechnung der Frequenz lautet f = 1/ Zeit = 1/s
= 1 / 31558144,32s
= 0,0000000316875412… Hz
3. Schritt: Oktavierung
Da der Mensch Töne erst ab 20 Hz (20 Schwingungen pro Sekunde) hören kann, wird die Frequenz des Erdenjahres so oft verdoppelt (oktaviert), bis sie für uns hörbar ist.
= 0,0000000316875412 * 2 * 2 * 2 * 2….
die 32. Oktave = 136,096 Hz = Cis = Jahreston der Erde
3. Schritt – Der Kammerton in 432 Hertz
Folgt man nun dem Jahreston Cis mit 136 Hz in seiner Tonfolge nach oben zum Ton A1 (Kammerton), schwingt dieser in der Frequenz von 432 Hz anstatt der heute üblichen 440 Hertz.
Berechnung der Planetenfrequenz (Eigenrotation):
Für die Berechnung der Planetenfrequenz brauchen wir den zeitlichen Wert für die Dauer der Eigenrotation. Die Erde braucht 1 Tag um sich um sich selbst zu drehen (24h * 60 Minuten * 60 Sekunden = 86.400 Sekunden). Das ergibt eine Frequenz von 0,000.011.574.074 Hertz (1 / 86.400 Sekunden). Nach der Oktavierung in den hörbaren Bereich ergibt sich für die Erde eine Frequenz von 194,18 Hz, was dem Ton G entspricht. Nach dieser Berechnung schwingt die Erde im Ton G.
Wie wirkt 432 Hz Musik?
Verfechter der 432 Hertz Musik sind von dieser von ihnen als „göttlich“ bezeichneten musikalischen Stimmung fest überzeugt. Sie soll die Konzentration fördern, beruhigend und meditativ wirken und den Körper und die Seele miteinander in Einklang bringen. Der 432 Hertz Frequenz wird auch ein heilsamer Einfluss auf den Körper zugeschrieben. Die Gehirnhälften sollen synchronisiert und Zellen und die DNA harmonisiert werden. Einige Menschen gehen sogar soweit, die allgemein übliche 440 Hz Stimmung als unnatürlich, schädigend und stressfördernd zu bezeichnen.
Wirkung von 432Hz Musik zusammengefasst:
- beruhigend und für die Meditation oder Entspannungsmusik geeignet
- synchronisiert die Gehirnhälften
- bringt Körper und Seele in Einklang
- Harmonisierung der DNA
Was sagt die Wissenschaft zu 432 Hz Musik?
Für die heilsame Wirkung der 432 Hz Musik gibt es keine seriösen Forschungen und somit liegen keine wissenschaftlich anerkannten Beweise vor. Dass Schall einen Einfluss auf den menschlichen Organismus hat, ist aber z. B. durch Forschungen im Zusammenhang mit Lärmbelästigung durch Infraschall (Schall unterhalb der menschlichen Hörgrenze) oder der Nutzung von Ultraschall (Schall oberhalb der menschlichen Hörgrenze) z. B. bei der Bekämpfung von Krebszellen nachgewiesen worden.
Eine grundsätzlich potentiell positive Wirkung von Musik auf die Seele und somit auch auf den Körper gilt seit langem als Tatsache und wird sowohl in der Musik- und Klangtherapie als auch von Privatpersonen seit vielen Jahren erfolgreich angewandt. Jedoch ist dies unabhängig davon, ob die Stimmung der Stücke auf 432 Hz oder 440 Hz erfolgt.
Fazit: Interessant, aber wissenschaftlich kaum nachweisbar
Die Beschäftigung mit den 432 hz als Kammerton A ist in theoretischer und philosophischer Hinsicht durchaus sehr interessant und nachvollziehbar und hat eine jahrtausendalte Geschichte. Wissenschaftlich konnte ein physischer Effekt auf den Körper bisher allerdings noch nicht nachgewiesen werden.
Das Gedankenspiel rund um die 432Hz Musik basiert zudem auf der theoretischen Gleichsetzung der Schwingung von Planeten und Tönen. Physikalisch aber braucht Schall Materie um sich ausbreiten zu können. Die Himmelskörper allerdings schweben im Vakuum. Ein durch die Bewegung der Planeten verursachter Schall kann sich nicht ausbreiten und die Planeten können demzufolge nicht „tönen“.
Ob und inwiefern man die 432hHz Musik jedoch als angenehm oder auch heilsam für die Seele empfindet, ist letztendlich Geschmackssache und liegt im Ermessen jedes Einzelnen.
Autoren: Melanie Ciric, Andreas Voland